
Kaum jemand kennt die Geschichte hinter der Erfindung des Fernsehers oder weiß, wer das entscheidende Patent für Fernseher angemeldet hat. Noch weniger bekannt ist der erbitterte Patentstreit, der um diese bahnbrechende Technologie entbrannte.
Den vorliegenden Blogbeitrag können Sie sich auch in unserem
Podcast Patent, Marke & Co. anhören.
Die Anfänge der Fernsehtechnologie: Mechanisch oder elektronisch?
Bevor man auf das Patent für Fernseher im eigentlichen Sinne eingeht, muss man ein wenig in die Technikgeschichte eintauchen. Die Ursprünge des Fernsehens liegen in der späten Phase des 19. Jahrhunderts und den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts. Zwei Grundrichtungen konkurrierten dabei miteinander: mechanische und elektronische Systeme.
Paul Nipkow und die mechanische Scheibe
Bereits 1884 meldete der deutsche Student Paul Nipkow ein Patent auf eine sogenannte „elektrische Teleskopie“ an. Dabei handelte es sich um ein mechanisches Bildabtastungssystem mittels einer rotierenden Scheibe – die berühmte Nipkow-Scheibe. Zwar war Nipkow damit ein technischer Pionier, aber das von ihm beschriebene System war technisch noch weit von einem modernen Fernseher entfernt.
Die Stunde des Elektrons: Die Erfindung des elektrischen Fernsehens
Den entscheidenden Durchbruch erzielte nicht ein deutscher oder europäischer Erfinder, sondern ein amerikanischer Jugendlicher: Philo Taylor Farnsworth. Im Jahr 1927 gelang es Farnsworth, das erste vollständig elektronische Fernsehsystem vorzuführen – basierend auf der Bildabtastung durch Elektronenstrahlen. Er war erst 21 Jahre alt.
Philo T. Farnsworth: Der wahre Erfinder des elektronischen Fernsehens
Philo T. Farnsworth, geboren 1906 in Utah, beschäftigte sich schon als Teenager mit der Idee, bewegte Bilder elektronisch zu übertragen. Bereits mit 14 Jahren zeichnete er auf einer Schultafel ein vollständiges Konzept eines elektronischen Fernsehers – inklusive eines Bildaufnahmeröhrensystems (Image Dissector) und einer Kathodenstrahlröhre zur Bildwiedergabe.
Das entscheidende Patent: US-Patent Nr. 1,773,980
Am 7. September 1927 gelang Farnsworth in San Francisco die erste erfolgreiche Übertragung eines elektronisch erzeugten Bildes und am 26. August 1930 wurde das zugehörige US-Patent mit der Nummer 1,773,980 erteilt – das erste umfassende Patent für einen Fernseher, der rein elektronisch funktionierte. Dieses Patent bildete die Grundlage für die moderne Fernsehtechnologie und hat aus heutiger Sicht historischen Rang.
David Sarnoff und RCA: Die Macht des Mediengiganten
Während Farnsworth als technisches Genie galt, war David Sarnoff, Chef des Medienimperiums RCA (Radio Corporation of America), der strategische Kopf. Sarnoff erkannte früh das wirtschaftliche Potenzial des Fernsehens – und wollte sich die Kontrolle über dieses neue Medium sichern.
Vladimir Zworykin: Der Mann von RCA
Sarnoff setzte auf Vladimir Zworykin, einen aus Russland stammenden Erfinder, der bereits 1923 ein Patent auf eine Bildröhre namens „Iconoscope“ angemeldet hatte. Doch erst nach Farnsworths Durchbruch erzielte auch Zworykin mit seiner Technik nennenswerte Erfolge – und RCA beanspruchte nun die Urheberschaft für sich.
Der große Patentstreit um das Fernsehen
Die entscheidende Phase begann, als RCA versuchte, die von Farnsworth entwickelte Technologie zu nutzen, ohne dafür Lizenzgebühren zu zahlen. Farnsworth hatte sein Patent für Fernseher sauber dokumentiert und unter anderem mit seinem berühmten Schuldiagramm belegt. RCA stellte dennoch die Gültigkeit des Patents in Frage.
Der Patentstreit zwischen Farnsworth und RCA zog sich über Jahre. RCA argumentierte, dass Zworykin die relevanten Elemente bereits vor Farnsworth entwickelt habe. Doch Farnsworth konnte überzeugend nachweisen, dass seine Entwicklung unabhängig erfolgte und technisch überlegen war.
Im Jahr 1935 entschied das US-Patentamt zu Farnsworths Gunsten: RCA wurde zur Zahlung von Lizenzgebühren verpflichtet. Dieses Urteil war ein historischer Sieg des unabhängigen Erfinders gegen einen übermächtigen Konzern.
Warum Farnsworth trotz seines Patents für Fernseher nicht reich wurde
Obwohl Farnsworth den Prozess gewann und das zentrale Patent für Fernseher ihm zugesprochen wurde, konnte er wirtschaftlich nicht mit RCA mithalten. Das Unternehmen verfügte über deutlich mehr Ressourcen zur Vermarktung der Fernsehtechnologie. Der Zweite Weltkrieg verzögerte zudem die Kommerzialisierung des Fernsehens.
Erst in den 1950er-Jahren setzte sich der Fernseher weltweit durch. Farnsworth erhielt zwar Lizenzgebühren, doch sie reichten nicht aus, um seinen wirtschaftlichen Durchbruch zu sichern. Er starb 1971 – weitgehend vergessen, obwohl seine Erfindung die Welt veränderte.
Weitere Entwicklungen und Patente im Bereich Fernsehen
Nach Farnsworths Grundlagenarbeit und seinem Patent für Fernseher folgte eine wahre Innovationsflut, so zum Beispiel Farbbildröhren, Fernbedienungen LCD- und später OLED-Bildschirme und Smart-TV-Technologien. Doch all diese Entwicklungen fußen letztlich auf dem einen grundlegenden Schritt: dem ersten elektronischen Fernsehsystem, das 1930 patentiert wurde.